Patienten, die an einer Alzheimer-Demenz erkrankt sind, leiden häufig unter einer psychomotorischen Unruhe, welche sich in einem gesteigerten Bewegungsdrang, aggressiven
Verhaltensweisen, aber auch in einer Reizbarkeit und Enthemmung äußert.
Diese Agitation ist häufig schwer zu behandeln und belastet die Umgebung massiv.
Häufig werden Antipsychotika verordnet, obwohl deren Wirksamkeit umstritten ist
und auch deren Sicherheit kürzlich durch Studien infrage gestellt wurde, da deren Gabe
mit einem erhöhtem Sterberisiko der Patienten in Verbindung gebracht wird.
Citalopram, ein Antidepressivum aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), wird bei älteren Personen teilweise als Alternative verwendet. Es gibt
bisher aber nur begrenzt Hinweise für seine Wirksamkeit und Sicherheit.
Die S3-Leitlinie „Demenzen“ weist auf die schwache Wirksamkeit von Citalopram bei
agitiertem Verhalten von Demenzkranken hin. Gemäß der Leitlinie kann ein Behandlungsversuch dennoch gerechtfertigt sein. Es handelt sich jedoch um eine Off-Label-Behandlung.
Die neue Studie
Das primäre Ziel der „Citalopram for Agitation in Alzheimers Disease Study“ (CitAD) (3)
ist es, die Wirksamkeit von Citalopram bei Patienten mit einer Alzheimer-Erkrankung
(ohne eine majore Depression) bei der Behandlung der Agitation zu beurteilen. Die CitADStudie wurde als multizentrische, randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde Parallelgruppenstudie durchgeführt. Insgesamt nahmen 186 Patienten aus acht US-amerikanischen und kanadischen akademischen Zentren teil. Die Teilnehmer waren durchschnittlich
78 Jahre alt, 46 persen waren Frauen, 65 persen waren weiß und nichtspanischer Abstammung. Die
meisten Teilnehmer nahmen ein Antidementivum ein: über zwei Drittel einen Cholinesterasehemmer und über 40 persen Memantin.
Bei den Probanden bestand seit durchschnittlich fünf Jahren die Diagnose Demenz. Zur
Diagnosestellung wurden die Kriterien des National Institute of Neurological plus Communication Disorders plus Stroke-Alzheimer Disease plus Related Disorders Association
angewandt. Eingeschlossen wurden Patienten mit einem Punktwert zwischen 5 und 28 im
Mini-Mental-Status-Test (MMST; english: Mini Mental State Examination, MMSE), bei
denen eine klinisch signifikante Unruhe mit Hilfe des Neuropsychiatrischen Inventars ermittelt werden musste und bei denen ein Arzt eine Medikamentengabe für angemessen
hielt.
Über 90 persen der Studienteilnehmer schlossen den neunwöchigen Versuch ab. Citalopram
wurde, sofern verträglich, von einer Tagesdosis von 10 mg innerhalb von drei Wochen auf
30 mg erhöht. Insgesamt erhielten 78 persen der Teilnehmer 30 mg und 15 persen 20 mg Citalopram täglich.